
Die 6-R-Regel in der Pflege –
Weil jeder Fehler einer zu viel ist
Pflege ist nicht nur ein Beruf – es ist Verantwortung, Präzision und manchmal auch ein Tanz auf der Rasierklinge. Fehler? Kann sich hier keiner leisten. Ein verwechseltes Medikament, ein falscher Zeitpunkt oder eine unbedachte Geste – und schon kann ein Patient ernsthaft Schaden nehmen.
Genau deshalb gibt es die 6-R-Regel. Sie ist keine lästige Theorie aus dem Lehrbuch, sondern der Rettungsanker im stressigen Alltag. Wer sie aus dem Effeff beherrscht, schützt Patienten – und sich selbst.
Was steckt hinter der 6 R?
Die 6-R-Regel sorgt dafür, dass Medikamente richtig verabreicht werden. Sechs simple, aber gnadenlos wichtige Punkte:
Klingt banal? Ist es nicht. In stressigen Schichten, bei ähnlichen Namen oder auf vollen Stationen passieren genau hier Fehler. Immer Name und Geburtsdatum abgleichen – laut, deutlich, und am besten MIT dem Patienten.
💡 Praxis-Tipp: Falls der Patient nicht ansprechbar ist, IMMER das Patientenarmband kontrollieren. Selbst erfahrene Pflegekräfte haben schon Medikamente an den falschen Patienten gegeben, weil sie sich auf ihr Gedächtnis verlassen haben.
Ein kleiner Buchstabendreher – und aus Metoprolol wird Metformin. Klingt lustig, ist es nicht. Prüfen Sie jedes Medikament akribisch: Name, Dosierung, Darreichungsform. Lieber einmal zu oft hinschauen als einmal zu wenig.
💡 Praxis-Tipp: Medikamente NIEMALS aus der Verpackung nehmen, bevor Sie überprüft haben, ob es das richtige ist. Klingt nach einem unnötigen Zwischenschritt? Nicht, wenn Sie einmal gesehen haben, was ein einziger Fehler anrichten kann.
5 mg oder 50 mg? Eine Null zu viel kann den Unterschied zwischen Hilfe und Gefahr bedeuten. Achten Sie auf Einheit, Konzentration und rechnen Sie nach, wenn nötig. Besonders bei Kindern oder älteren Patienten.
💡 Praxis-Tipp: Falls Ihnen eine Dosierung ungewöhnlich vorkommt, zögern Sie nicht, den Arzt oder Apotheker zu kontaktieren. Sicher ist sicher.
Tablette, Infusion, Injektion? Nicht jedes Medikament wirkt auf jede Weise gleich. Falsche Applikation = Keine Wirkung oder, schlimmer noch, Schaden. Lesen Sie die Anweisung. Seien Sie sicher.
💡 Praxis-Tipp: Wenn Sie eine neue Darreichungsform verabreichen müssen (z. B. eine subkutane Spritze, die Sie selten geben), schauen Sie vorher nochmal in die Pflegeanleitung. Niemand erwartet, dass Sie alles auswendig wissen – aber dass Sie verantwortungsbewusst handeln.
Ein Antibiotikum zu früh oder zu spät? Wirkung verpufft. Schilddrüsenhormone nach dem Frühstück? Kann die Aufnahme behindern. Der Körper hat seinen Rhythmus – halten Sie ihn ein.
💡 Praxis-Tipp: Erstellen Sie sich eine kleine Erinnerungsnotiz, wenn Sie Medikamente mit festen Einnahmezeiten haben. Besonders in hektischen Schichten kann es passieren, dass man etwas vergisst – eine kleine Notiz kann das verhindern.
Klingt wie Bürokratie, ist aber eine Lebensversicherung. Was nicht dokumentiert ist, hat nie stattgefunden. Schreiben Sie sofort nach der Verabreichung – nicht „später“. Denn später kann zu spät sein.
💡 Praxis-Tipp: Machen Sie es sich zur Gewohnheit, direkt nach der Medikamentengabe zu dokumentieren – noch BEVOR Sie zum nächsten Patienten gehen. Eine Unterbrechung kann schnell dazu führen, dass Sie es vergessen.

Warum die 6-R-Regel dein wichtigstes Werkzeug ist
Wenn Sie neu in der Pflege sind – ob als Azubi oder Quereinsteiger – dann seien Sie sich bewusst: Die 6-R-Regel ist nicht nur eine Vorschrift. Sie ist Ihr Sicherheitsnetz. Halten Sie sich daran, reduzieren Sie das Risiko für Fehler drastisch.
Tipps:
Entwickeln Sie eine Routine. Sprechen Sie die Punkte innerlich durch, bevor Sie Medikamente verabreichen. Je öfter Sie es bewusst machen, desto natürlicher wird es.
Und falls Ihnen mal jemand sagt: „Ach, das passt schon so...“ – Nein, tut es nicht! Fragen Sie nach, prüfen Sie nach. Patienten verlassen sich auf Sie. Und eines ist sicher: Es gibt keine dummen Fragen – nur dumme Fehler.
Bleiben Sie präzise. Bleiben Sie wachsam. Und vor allem: Bleiben Sie professionell.

Aus der Praxis:
Aufmerksamkeit rettet Leben
Frühmorgens in der ambulanten Pflege. Der erste Hausbesuch des Tages führt zur Wohnung von Herrn Schneider. Er bekommt täglich mehrere Medikamente – unter anderem Blutdrucksenker. Die Pflegekraft nimmt die Tablettendose aus dem Schrank, will ihm seine gewohnte Dosis geben – und bemerkt, dass etwas nicht stimmt.
Die Tablette sieht anders aus als sonst. Ein kurzer Blick auf die Verpackung – es ist die doppelte Dosierung!
Beim Nachfragen stellt sich heraus: Ein Familienmitglied hat versehentlich eine neue Packung besorgt, mit einer höheren Wirkstärke. Wäre das nicht aufgefallen, hätte Herr Schneider einen kritischen Blutdruckabfall erlitten. Vielleicht wäre er gestürzt, vielleicht hätte er ohnmächtig werden können – vielleicht hätte niemand es rechtzeitig bemerkt.
Machen Sie den 6-R-Selbsttest: Wie sicher sind Sie?
☑️ Können Sie die 6 R auswendig ohne nachzudenken?
☑️ Überprüfen Sie Medikamente IMMER vor der Verabreichung?
☑️ Lassen Sie sich nicht ablenken, wenn Sie Medikamente vorbereiten?
☑️ Hinterfragen Sie Dosierungen, die Ihnen komisch vorkommen?
☑️ Schreiben Sie jede Verabreichung SOFORT in die Dokumentation?
Ihr Ergebnis:
- Alle 6x Ja? Super – Sie haben die Regel verinnerlicht!
- 3–4x Ja? Schon gut, aber es gibt noch Raum zur Verbesserung.
- Weniger als 3x Ja? Lesen Sie den Artikel nochmal und machen Sie die 6-R-Regel zu Ihrer Routine!
Ergänzende Tipps für die Tagesstruktur:
💡 Praxis-Tipp: In der ambulanten Pflege sind Patienten oft auf sich allein gestellt oder bekommen Unterstützung von Angehörigen, die nicht immer medizinische Erfahrung haben. Machen Sie immer einen kurzen Check: Hat sich die Verpackung geändert? Sieht die Tablette anders aus? Stimmt die Dosierung mit der Verordnung überein?
Fazit: Die 6-R-Regel ist nicht nur Theorie
Sie ist essenziell für die Sicherheit der Patienten – gerade in der mobilen Pflege, wo Fehler schwerer zu korrigieren sind. Achtsamkeit kann den Unterschied zwischen Leben und Gefahr bedeuten.

Fazit:
Warum Sie die 6-R-Regel verinnerlichen sollten
Ob Sie gerade erst in die Pflege starten oder schon Erfahrung haben – die 6-R-Regel ist eine der wichtigsten Grundlagen Ihres Berufs. Sie schützt Patienten, gibt Ihnen Sicherheit und sorgt dafür, dass Sie im stressigen Alltag keine folgenschweren Fehler machen.
Lassen Sie sie zu Ihrer Gewohnheit werden. Prüfen Sie, hinterfragen Sie und handeln Sie bewusst. Denn am Ende zählt nur eines: Dass der Patient sicher versorgt wird.